yin yang code

Glossareintrag: yin yang code

Alternativ: yin yang Strichcode, yin-yang-Strichcode

Vorinformation

Vor sehr langer Zeit – mehr als ca. 1300 Jahre vor Christus – tauchte in China das Werk des →I Ging auf. Ein anderer Name für dieses Schriftgut ist: Das Buch der Wandlungen.

Heute besteht dieses Werk eigentlich aus zwei Teilen: Der erste Teil stellt die ursprüngliche Überlieferung dar, der zweite Teil besteht aus einer Vielzahl von Kommentaren unterschiedlicher Autoren, welche im Laufe der Zeit hinzugefügt wurden, wobei nur einige Schreiber, wie z.B. Kung Tse, alias Konfuzius, oder Lao-Zi (alias Laotse bzw. →Lao-Tse) namentlich bekannt und überliefert sind.

Anmerkung:
Die tatsächliche Quelle des I Ging läßt sich heute nicht mehr feststellen, genausowenig, ob dieses Werk ursprünglich in China entstand, oder von woanders her übernommen worden ist.

Darüber hinaus ist ebenfalls bemerkenswert, dass hieraus in späterer Folge zwei hochrangige kulturelle Strömungen mit gegensätzlicher philosophischer Interpretation entstanden sind: Der →Taoismus und der Konfuzianismus.

Der erste Teil, der „Haupteil“ des I Ging, beschreibt das Wesen und Wirken von →TAI CHI, die Entstehung und den Wandel des Kosmos, sowie die daran beteiligten „atomaren“ Prinzipien, das untrennbar miteinander verbundene polare „Eigenschaftspaar“ →yin und yang.

Damit der Aufbau der „Welt der zehntausend Dinge“ – so benannten die alten Chinesen, die Welt und alles, was sich darin findet, also den Kosmos – anhand des dualen „Eigenschaftspaares“ leichter und übersichtlicher dargestellt werden konnte, bediente man sich dabei eines Strichcodes.

Der yin-yang-Strichcode

Der yin-yang-Strichcode findet sich also im I Ging.

yang wird dabei mit einem einfachen Strich dargestellt.

yin mit einem einmal unterbrochenen Strich.

Da weder yin noch yang für sich allein vorkommen, sondern immer nur als untrennbares, sich gegenseitig bedingendes „Eigenschaftspaar“, ist die erste Darstellungsebene ein Paar bestehend aus zwei übereinander angeordneten Strichen für yin und yang.

Anm.:
Dies kann also als Vorformungsebene bezeichnet werden und mit der aus Indien bekannten Ätherebene oder auch dem sogenannten Akasha-Prinzip bezeichneten (formlosen) Wirklichkeitsbereich verglichen werden.

Die zwei übereinander angeordneten Striche stellen dabei immer nur eine Momentaufnahme des aktuellen Zustandes im Kosmos dar, welcher stetigem Wandel unterworfen ist – Daher auch: Das Buch der Wandlungen.

Im Zeitablauf ergeben sich somit vier (momentane) Zustände, welche sich stetig abwechseln:

Als Leserichtung des yin-yang-strichcodes gilt: Von unten nach oben, bzw. von Innen nach Außen.

Ähnlich, wie in der einfachen Atombeschreibung der Physik prinzipiell zwei Ladungen benannt werden: Negativ für das Elektron und Positiv für den (Atom-)Kern, das Proton; …und „größere“ Atome sich durch die Anzahl der Ladungsträger (Elektronen und Protonen) voneinander unterscheiden, wurde nun in den Aufzeichnungen des I Ging weiter differenziert und eine weitere „Ebene“ der Darstellung hinzugefügt.

Ein Strich kann den Zustand yin oder yang darstellen = 2 Möglichkeiten.

Da yin und yang immer paarweise „vorkommen“ und einander im Zeitablauf „bedingen“, werden zwei Striche dargestellt = 4 Möglichkeiten (siehe dazu vorangegangene grafische Darstellungen in „yang und yin im Zeitablauf“).

Nimmt man einen weiteren Strich dazu, so ergibt das 2 x 2 x 2 = 8 Darstellungsmöglichkeiten.

Zum Beispiel:

Vom Trigramm Kien (oder: Chi’en)

bis hin zum Trigramm Kun

Jene Darstellung mit drei Strichen, das sogenannte →Trigramm, der 3-Strich-Code, wird im Werk des I Ging als die Darstellung der „Acht wesentlichen Kräfte“, der →Ba Gua, bezeichnet.

Mehr dazu findet sich im Glossareintrag: →Trigramm


Der Vollständigkeit halber –

Exkurs: Die Hexagramme

Die Hexagramme, also die jetzige Sammlung der 64 Zeichen des I Ging stammt aus der Tradition des Königs Wen, einem Ahnen der Dschoudynastie, welche im Jahre von ca. 1300 bis 800 vor Christus(!) die chinesische Kultur prägte.

Jener König Wen versah jene 64 Hexagramme mit entsprechenden Kommentaren und dieses „Buch“ war auch unter dem Namen: „Die Wandlungen des Dschou“ („Dschou I“) schon während dessen Zeit als Orakelbuch in Gebrauch – und ist es in unzähligen Interpretationen auch heute noch.

Anmerkung:
Die Hexagramme, sowie auch deren Anwendung als Orakelzeichen haben direkt nichts mit der Praxis von Tai Chi (Chuan) zu tun.

Diese Erklärung dient daher lediglich der Vervollständigung des Verständnisses kultureller Einflüsse in China, deren Herkunft und Überlieferung.

Die 64 „Orakelzeichen“ des I Ging entstanden dadurch, dass man grafisch die 8 Trigramme verdoppelte.

Dies ermöglicht die Darstellung von 8 x 8 verschiedenen Zuständen (d.h.: 2 x 2 x 2 x 8 oder mathematisch: 2 hoch sechs Codevarianten) eines „Mischungsverhältnisses“ von yin und yang.

Denn: Ein Strich kann dabei den Zustand yin (unterbrochen) oder yang (durchgezogen) annehmen. Mit sechs übereinander angeordneten Strichen lassen sich somit 64 unterscheidbare Zustände darstellen.

Jene 64 „Orakelzeichen“ repräsentieren Manifestationen des Kosmos (des Menschen, der Natur, …).

Beispiele für Hexagramme:

Hexagramm „Kien“ (bestehend aus: oben Trigramm „kien“ und unten „kien“)

Wichtig ist es auch dabei zu unterscheiden, dass ein Hexagramm immer ein Paar von Trigrammen darstellt und die Leserichtung gleich der Trigramme vorgenommen wird!

Bzw. das Hexagramm „Fu“

In verschiedenen Anleitungen (sprich: Büchern über „Das I Ging“ mit dem Schwerpunkt des „Orakeltums“) wird ebenfalls darauf verwiesen, dass die grafisch übereinander angeordneten Striche eines Hexagrammes – neben vielfältiger Einzelinterpretation der jeweiligen Position der Einzelstriche – ebenfalls als Paar von Trigrammen gesehen werden und „oben und unten“, oder „innen und außen“ zusätzlich unterschieden werden.

Anm.:
Ein Zustand, symbolisiert durch das jeweilige Hexagramm, beinhaltet somit „seelisch – geistiges und materielles“ („oben“ – „unten“ / bzw. „innen“ – „außen“) sowie das Zusammentreffen von „Vergangenheit“ und „Zukunft“ im „Jetzt“. [auch eine Interpretation]

Warum, wann und wie kann dies als Orakel genutzt werden?

Die Verwendung und auch „Anerkennung“ als Orakel bedingt die Akzeptanz (manchmal: Der Glaube – im philosophischen Sinne: Etwas Akzeptieren, ohne zu Wissen – welches erst durch Erkenntnis in Weisheit gewandelt werden kann) von zwei Prämissen:

  1. Alles – der gesamte Kosmos und alles was darin beinhaltet ist – unterliegt einer Ordnung.
    Anders formuliert: Es gibt keine Zufälle. Jeder Vorgang, egal ob in der Natur oder beim Menschen unterliegt Gesetzmäßigkeiten (welche sich aber sehr häufig dem einzelnen Menschen nicht – oder noch nicht erschlossen haben).Ein „kosmisches Ordnungsprinzip“ dabei wäre, dass alles im Kosmos einem sich ständig wiederholendem Rhythmus unterliegt, welcher zugleich stetigen Wandel als auch (ähnlich) wiederkehrende Zustände und „Ereignisse“ ermöglicht. [Anm.: Dies wiederum kann auch als eine Prämisse und als ein Prinzip des TAI CHI gesehen werden. …und findet sich selbstverständlich auch im I Ging – dem „Buch der Wandlungen“ ausgedrückt].Aufgrund der Kontinuität der Wiederkehr jener Ereignisse und Zustände können daher auch mehr oder weniger präzise Prognosen getroffen werden.
  2. Jede Veränderung, jeder „Zustand“ – manche sagen auch: „Energien“ oder „Einflüsse“ – zeigen sich in jeder einzelnen „Erfahrungsdimension“ des Kosmos des Menschen.
    Manchmal werden diese auch als „Ebenen“ bezeichnet.Diese zweite Prämisse findet sich auch in der westlichen Astrologie und wird dort als das „Hermetische Gesetz“ bezeichnet. Es lautet in der Kurzform: „Wie oben – so auch unten“. Gemeint ist damit, dass sich ein – beispielsweise am Himmel (an den Sternen sichtbarer) – also „oben“ – stattfindender Vorgang oder „Zustand“ – sich zwangsläufig auch „auf der Erde“, „beim“ oder „am“ Menschen zeigen „muss“ (eben: „unten“).Können nun „Zustände“ oder „Veränderungen“ am Sternenhimmel oder irgendeiner anderen „Ebene“ wahrgenommen werden, so gelten diese „überall“.Jene Sichtweise wird auch gerne als „senkrechtes Weltbild“ bezeichnet.

Anmerkung
Ein häufig mißverstandener Aspekt bei der Beschäftigung mit der Astrologie: Die Sterne oder Sternzeichen „beeinflussen“ nichts und niemanden. Sie zeigen laut Astrologen nur an, welche „Zeitqualität“ gerade vorherrscht und somit „überall wirkt“.
Die „Sterne“ sind dabei nichts anderes wie „Zeiger“, genauso wie die Zeiger einer Uhr nur die Uhrzeit anzeigen, aber eben keine Zeit schaffen oder bewirken.
Die Sternenkonstellationen – heutzutage eigentlich nur mehr mathematische Berechnungen im Form des sogenannten Horoskopes (für „horo“, übersetzt soviel wie „Zeit“ und „skopein“ – „hineinblicken“ – also: „in die Zeit blicken“) – dienen dabei also als „Meßinstrument“ oder Indikatoren, nicht als Auslöser oder „Verursacher“.

Ohne dieses sehr, sehr komplexe Thema weiter zu vertiefen – kurz gesagt:

Folgt man diesen beiden Prämissen, so ist der Schluss gerechtfertigt, dass sich jedes Ereignis – auch ein (scheinbar) zufälliges – zur Interpretation aktueller Zeitqualitäten eignet, da auch jenes Gesetzmäßigkeiten folgt und eben einen „aktuellen Zustand“, eine „Qualität des Kosmos“, im Kleinen – also: „unten“ – anzeigt.

Wichtig:
Wir möchten hiermit lediglich informieren und aufklären – Unser Anliegen ist Tai Chi Gung („Die Pflege des Tai Chi“) und daher keine Beweisführung oder wissenschaftliche Analyse (Verifizierung oder Falsifizierung) kultureller, geschichtlicher oder gesellschaftlicher Strömungen, Ansichten, Meinungen und Glaubensauffassungen. Dies möge bitte jeder für sich selbst in Anspruch nehmen, falls ihm dies für das eine oder andere angesprochene Thema notwendig erscheint.

Das Orakel selbst funktioniert dabei recht simpel in der Anwendung und kann auf verschiedene Art und Weise erfolgen.

Einige Varianten dazu sind:

  • Es werden zweimal je drei Münzen geworfen

Eine Seite der Münze repräsentiert dabei yin, die andere yang. Es muss nur zuvor festgelegt werden, welche Seite der Münze (Kopf oder Zahl) hierfür jeweils in Frage kommt. Ein Münzwurf erzeugt das erste Trigramm (unten), indem man die somit ermittelten Zustände (yin und yang) in den hierfür vorgesehenen Strichen (durchgezogen oder unterbrochen) notiert. Der zweite Münzwurf zeigt das zweite Trigramm (oben) und vervollständigt das Hexagramm. Dieses wird dann im „Orakelbuch“ nachgeschlagen und die jeweilige Interpretation vorgenommen.

  • Alle 64 Hexagramme sind einzeln auf 64 Karten notiert.

Es wird gemischt und dann eine Karte gezogen. Die Interpretation wird wieder im „I Ging“ (besser gesagt: Im „Dschou I“ ) nachgeschlagen und vorgenommen.
Moderne Varianten in Spielkartengröße haben zwecks „einfacher Bedienung“ meist auch gleich den Interpretationstext mit aufgedruckt.

  • Die 64 Hexagramme sind jedes für sich auf 64 Essstäbchen oder flachen ca. 30 cm langen Holzstäbchen eingraviert.

Eine auch heutzutage noch in Japan sehr beliebte Methode der „Befragung des I Ging“.
Alle Stäbchen befinden sich eng gebündelt in einem Gefäß aus Holz oder Porzellan, aus welchem diese ein wenig hervorragen und somit „überstehen“. Das Gefäß wird in die Hände genommen und geschüttelt, bis ein einzelnes Stäbchen deutlich hervorsteht oder gar herausfällt.
Anhand des darauf vermerkten Hexagrammes wird dann wieder – ggf. unter Zuhilfenahme des „Orakelbuches“ – interpretiert.

Aber wie schon gesagt:

Letzeres Thema über „Die Hexagramme“ dient ausschließlich dem weiterführenden Verständnis und hat direkt nichts mit der realen Praxis von Tai Chi zu tun – Daher ist es auch als Exkurs gekennzeichnet!

Tipps:

Dieser Beitrag wurde unter Glossareinträge abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

SVGCaptcha