Serie: 100 Meistersprüche zu Tai Chi – Teil 056

100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 56

[Lesezeit: 1min – Querverweise: 4 – Checker-Zeit: 10-15min (Schätzwerte)]

Meisterspruch 056:

„Wirst du mit kraftvollen Bewegungen konfrontiert, begegne ihnen mit Ruhe. Dann kannst du deinem Gegenüber zuvorkommen und seiner Absicht entgegenwirken.“

(Transskription von Yang Cheng-Fu [Yang-Stil] nach Cheng Man-Ching [1900-1975]).


Hintergrundinfo:

Yang Cheng-Fu (1883 – 1936) gilt als einer der bekanntesten Vertreter des →Yang-Stiles im 20. Jahrhundert.

Cheng Man-Ching lernte von Yang Cheng-Fu, wurde von jenem aber nicht als Meisterschüler akzeptiert. Yang Cheng-Fu erlaubte aber dessen Vorhaben, Dokumentationen für die Nachwelt zu erstellen. Wie weit dies in China fortgeschritten war, lässt sich nicht mehr genau feststellen, da Cheng Man-Ching via Taiwan, wo er das Militär in Tai Chi Kampfkunst lehrte, schließlich in die USA emigrierte.

Jene Aussage von Meister Cheng-Fu stammt also aus den Überlieferungen von Cheng Man-Ching in den USA.

Sie enthält eine grundlegende Erkenntnis des Tai Chi (→Chuan): Im Kampf begegnet man jeder „Kraft“ des Gegners mit deren →Komplementär.

Darüber hinaus ebenso die Betonung des „Grundverhaltens“: „Ruhe bewahren“!

Gerade wenn ein Gegner im Kampf „betont aggressive Bewegungen“ – hier: „kraftvolle“ genannt – zeigt, sollten diese nicht dazu verleiten, sich selbst genauso zu verhalten.

Dies ist selbstverständlich ebenso „eine Kunst“.
Wem gelingt dies schon, gerade in einer Kampfsituation?
Jedoch ist genau dies einer der oft entscheidenden Punkte in solcher Situation: Ruhe und Überblick bewahren.

Nicht zu vergessen der psychologische Aspekt: Der Gegner „betont“ Aggression und versucht damit, durch sein Verhalten „Eindruck zu schinden“, „zu verunsichern“, „einzuschüchtern“, etc.
Lässt man sich darauf ein, ist der Kampf ohnehin schon verloren, nicht wahr?

Nur „mit einem kühlen Kopf“, also mit „Ruhe“, kann eine Lage richtig eingeschätzt und entsprechende „Maßnahmen“ gesetzt werden.
„Übernehme“ ich jedoch die Verhaltensweise des Gegners, folge ich seiner Absicht. Tue ich dies nicht, dann entscheide ich, welche Handlung und Verhaltensweise, seine Absicht „auflöst“ oder „entgegenwirkt“.

Weitere Überlegungen:
Wo und wie erlernt man am besten, auch in Kampfsituationen die entsprechende Ruhe und Gelassenheit zu bewahren?
Wo und wie trainiert man das ständig?
Also: Wo ist „Medititation in Bewegung“ ein Grundthema?
In welcher Kampfkunstrichtung erhalte ich das „Mittel“ (vulgo: „die Techniken“), also eine Antwort, wie ich auf jede(!) „Kraft“, welche mir im Kampf begegnen könnte, reagieren kann? (btw.: …ohne abertausende verschiedene Einzel-Situationen separat „durchmachen“ zu müssen?)

Führen zu dem Fazit:
Mir fällt dazu nur Tai Chi (Chuan) ein!

Dieser Beitrag wurde unter 2. Tai Chi Gung, Geschichte & Hintergrund abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

SVGCaptcha