100 Meistersprüche zu Tai Chi – Aussage 52
[Lesezeit: 1min – Querverweise: 8 – Checker-Zeit: 2-3 Jahre (Schätzwerte)]
Meisterspruch 052:
„Nur wenn wir die Prinzipien verstehen, sie mit aller Sorgfalt anwenden und ganz verinnerlicht haben, kann unsere Kunst vollkommen sein.“
(Übertragung nach Yang Cheng-Fu [Yang-Stil]).
Hintergrundinfo:
Yang Cheng-Fu (1883 – 1936) gilt als einer der bekanntesten Vertreter des →Yang-Stiles im 20. Jahrhundert.
Mehr über ihn findet sich im Glossareintrag mit Titel→„Wer war Yang Cheng-Fu“.
Meister Cheng-Fu spricht hierbei von den Prinzipien [des →Tai Chi (→Chuan)] und jener Satz klingt im ersten Moment für den Leser „völlig logisch“ und „nahezu banal“.
Es ist dem Suchenden und Interessierten derart in das gängige, geübte Verhalten „eingepflanzt“, dass jemand, welcher eine Kunst(fertigkeit) zu erlernen trachtet, davon ausgeht (Achtung: Annahme!), er oder sie habe nicht nötig über jenen Satz weiter nachzudenken, weil „dies ohnehin klar ist.“
Ehrlich, liebe Taichianer, wie oft habt ihr obigen Satz im Laufe eures Tai Chi – Studiums schon „überlesen“, weil faktisch ja Bekanntes, von unserem Gehirn „einfach abgelegt“, zwar registriert, aber keine „besondere Bedeutung“ beigemessen wird?
Hierzu ein praktischer Vergleich
Stellen wir uns einfach einmal eine laufende Fernseh-Quiz-Show vor:
„Unser heutiges Gewinnspiel – Es geht um etliche Eurionen – Welcher Kanditat kommt in die nächste Runde?“
„Der Meisterspruch von Yang Cheng-Fu ist oben angeführt – Zur Preisfrage: Was ist hierbei klar?“
Schnelle Buzzer-Antwort: *bing* „Ja, dass wenn man die Prinzipien versteht, anwendet und verinnerlicht, …“
*Böööpp !* – „Falsche Antwort!!! …leider, leider, der Kanditat hat bedauerlicherweise etwas sehr, sehr Wichtiges übersehen.“
Reaktion des Quizteilnehmers: „Wie jetzt?“
Der Moderator: „Es tut mir leid. Die korrekte Antwort wäre gewesen: ‚Gar nichts – es handelt sich um einen chinesischen Koan, da es keine erschöpfende Auflistung, aller Prinzipien, geschweige denn: Des Tai Chi (Chuan) – gibt.“
Verlassen wir dieses anschauliche Beispiel, welches – hoffentlich – die Gehirnwindungen aktiviert hat.
Die Kruz dabei ist tatsächlich, dass das einzige, rein gedanklich nachvollziehbare Prinzip eine Symboldarstellung ist, welche eben „→TAI CHI“ genannt wird, bzw. „→Tai Chi Tu“ (das Zeichen/Symbol des Tai Chi – siehe dort).
Exkurs – Definition Prinzip:
Mit Prinzip – von lateinisch principium, mit Bedeutung von: Anfang, Beginn, Ursprung, Grundsatz – wird das bezeichnet, aus dem etwas anderes seinen Ursprung hat. Mehrzahl: Prinzipien.
Alle anderen „Prinzipien“ entsprechen genau dem, was den Synonymen Wortbedeutungen entnommen werden kann: (1) Grundregel, Grundsatz, Maxime, Grundprinzip. (2) Grundgedanke, Grundidee. (3) Ansatz, Denkrichtung, Schule, Gesetzmäßigkeit.
Siehe dazu auch Glossareintrag: „→Die Tai Chi – Prinzipien„.
Dies bedeutet zum Einen, „das oder die Prinzipien“ sind: „Schul-“ bzw. „Lehr-Meinung“ der jeweiligen (Familien-)→Stile und
zum Anderen: Ein persönlicher(!), lebenslanger, Prozess des Lernens und Erfahrens (eben: →Kung Fu).
…und genau das, drückt Meister Cheng-Fu in seiner „Tai Chi – Meister-Aussage“ ebenfalls aus, indem er dies auf „Taichi-weise“ („yin und yang“, „Innen- und Aussen“, „offensichtlich“/“verdeckt“) kund tut.
„Sehen“ / „Verstehen“ kann man diese erst, wenn man sich ernsthaft bemüht – eben: Ein Koan (mit Gewicht!).