Glossareintrag: Kampfstellungen
Als Kampfstellungen bzw. auch Kampftechniken werden manchmal weitläufig jene Bereiche des Tai Chi (Chuan) bezeichnet, deren direkte Anwendung und Beschreibungen eindeutig den Aspekt des Kampfes hervorheben, bzw. auch einem Laien diesen Zweck offenbaren.
Anmerkung: wie an anderer Stelle bereits erläutert, bedeutet dieser „offensichtliche“ Zweck aber keineswegs, dass jene Bewegungen, Abläufe oder Positionen nicht auch alle anderen Aspekte des Tai Chi beinhalten.
Hierzu beispielsweise angeführt werden können die 8 Grundtechniken (des Yang-, bzw. Chen-Stils) als Teile von Bildern oder Zwischenbewegungen, sowie Bilder, deren Namen schon direkt oder indirekt auf diesen Zweck verweisen: „Schritt zurück und den Affen abwehren“, „einfache Peitsche“, „Hände drehen und Fersenstoß rechts“, „Mit beiden Fäusten die Ohren des Gegners treffen“ usw.
Erst mit tieferem Verständnis ergründet sich, welche Kampftechnik – besser: Kampfkunst – sich hinter dem Bild „Die Nadel am Meeresgrund“ verbirgt (Anm.: obwohl gerade dieses Bild eindeutig einem Angriff dient!).
Und – leider(!) – heutzutage in vielen Schulen nur mehr abgewandelt und „verwaschen“ gezeigt und gelehrt wird, weil „man“ ja Taiji (ausschließlich) wegen der Gesundheit machen möchte. Wobei: „abgewandelt“, heisst in diesem Falle eigentlich: falsch! (Der Gesundheit dienlich: o.k. – den Aspekt des Kampfes beinhaltend: unzureichend, also: nein!).
In Tai Chi Gung sind wir bemüht JEDEN Aspekt der chinesischen Bewegungskunst Tai Chi (Chuan) zu berücksichtigen, daher können ALLE verwendeten und trainierten Bilder (in jeder Solo-„Form“!) AUCH als Kampfkunsttechnik verstanden werden und Anwendung finden.
Jedes(!) einzelne trainierte Bild einer Form kann auch als „Kampftechnik“ gesehen und selbstverständlich in einer Partnerübung zu zweit – für diesen Zweck – noch „verbessert“ werden.
Verständlicherweise erschließt sich einem Laien kaum und einem Anfänger erst nach einer gewissen Zeit des Trainings bzw. der eingehenden Beschäftigung mit einem Bild dieser „Nutzen“ auch im Kampf.
Selbst Menschen, welche schon einmal Tai Chi (Chuan) trainiert haben (oder trainieren) und bewusst oder unbewusst den Kampfkunstaspekt „ausgeblendet“ haben, erschließt sich nicht automatisch, wieso ein Bild wie „→Wecke das Chi„, „Den Spatzenschwanz fassen“ oder „Der weisse Kranich breitet seine Flügel aus“ ebenso gleichwertig als Kampftechnik gilt.
Aber genau so ist es! – Das ist eines der „Geheimnisse des Tai Chi (Chuan)“, wenn man so möchte.
Fazit:
Daher gibt es eigentlich keine speziellen „Kampfstellungen“ des Tai Chi (Chuan) – denn: alle(!) Bewegungen können(!) auch dem Kampf dienen.
…und:
„Stellung“ beinhaltet eigentlich ja „Stand“, „Stehen“ – dies widerspricht grundlegend der „Ausführung von Tai Chi“ – es wird nirgendwo in einer Form geübt, dass man „herumsteht“, oder so – Alles ist ständig in fließender Bewegung.
Kein Tai Chi – Kämpfer würde irgendwo „Stellung“ beziehen oder auch nur einen Moment länger „innehalten“ als unbedingt nötig.